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Gehört Politik in die virtuellen Welten? - Druckversion

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RE: Gehört Politik in die virtuellen Welten? - ICE BIRDY - 27.09.2018

(27.09.2018, 15:11)Anachron schrieb: Ich habe, im Gegensatz zu den Meisten, die darüber diskutieren, Addis Machwerk gelesen. Die Schwarte hatte in Omas Kohlenkeller die Jahre bis in meine Jugendtage überdauert. Ich kann euch versichern, dass die Seite 1 bei niemandem eine Reaktion hervorrufen würde, und ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum es bis heute dem Zugriff der Menschen in Deutschland entzogen wird. Dadurch wird es nur in eine mystische Sphäre erhoben, die es nicht verdient hat.

Insofern teile ich Otto's Auffassung, dass man den Zugang zu rechter "Literatur" nicht versperren sollte, denn nur so ist man in der Lage sich ein Bild von dem zu machen, gegen das es zu kämpfen gilt. Ich kann aber auch Bogus Position verstehen, der dem Geschreibsel nicht durch Verlinkung nicht zu einer Verbesserung des Ratings in den Algorithmen der Suchmaschinen verhelfen will Dodgy

Moin ,
möchte an dieser Stelle nur kurz darauf hinweisen, daß das Buch seit 2016 in einer Neuauflage "Hitler, Mein Kampf: Eine kritische Edition" käuflich erworben werden kann.
Zitat:

Mehr als zwölf Millionen Mal wurde Adolf Hitlers Propagandaschrift „Mein Kampf“ bis 1945 gedruckt und unters Volk gebracht. Seither war jegliche Neuauflage untersagt. Erstmals, 70 Jahre nach dem Tod Hitlers, veröffentlicht das Institut für Zeitgeschichte eine wissenschaftlich kommentierte Gesamtausgabe dieses berüchtigten Buches.

Von einem Entzug dieses Buches, der Menschen in Deutschland kann hier also nicht die Rede sein.


RE: Gehört Politik in die virtuellen Welten? - Anachron - 27.09.2018

2016 ist ja noch nicht so lange her, die Information hatte sich noch nicht bis zu mir durchgeschlagen. Nach meinem Kenntnisstand hatte sich die Bayerische Landesregierung, die im Besitz der Urheberrechte ist, stets geweigert einer Neuauflage zuzustimmen. Haben sie sich da wohl jetzt anders entschieden. Danke Birdy.


RE: Gehört Politik in die virtuellen Welten? - Bogus Curry - 27.09.2018

(27.09.2018, 15:11)Anachron schrieb: Ich kann aber auch Bogus Position verstehen, der dem Geschreibsel nicht durch Verlinkung nicht zu einer Verbesserung des Ratings in den Algorithmen der Suchmaschinen verhelfen wil

Genau das hab ich gemeint, Ana hat es auf den Punkt gebracht. Dazu kommt das dann GridTalk in eine Ecke gestellt werden könnte, in der ich es nicht haben will. Du nennt es Bevormundung, ich sage dazu das einige Menschen diesen Scheiss glauben, so wie es da steht und das ist das schlimme daran.
Es gibt bestimmt noch einige, die glauben das Kinden mit dem Storlch gebracht werden, aber auch nur dadurch, weil es ihnen so vermittelt worden ist und das kriegste sehr schlecht aus den Köpfen.


RE: Gehört Politik in die virtuellen Welten? - Klarabella Karamell - 27.09.2018

ich hab noch Alfred Rosenbergs "Mythus des 20. Jahrhunderts" im Schapp. Dadurch hab ich mehr über den Nationalsozialismus gelernt, als in der Schule... Wenn man wissen möchte, welchem Geist Verbrechen an der Menschheit entspringen, kann man das gern mal lesen (und anschließend bei Sarrazin kotzen).


RE: Gehört Politik in die virtuellen Welten? - Bogus Curry - 27.09.2018

Nehmen wir mal an, wir hätten diese Diskussion zu Anfang von GridTalk geführt, also 2010, dann hätten die meisten die Politik in VW (Virtuelle Welten) für gut befinden, bestimmt mir den Vogel gezeigt und geschrieben das gehört nichts ins GridTalk bzw. in die VW.
Aber 2010 waren noch einige andere User hier unterwegens, wie zum Beispiel die Lena, die heute in ihrem Forum diese Diskussion von vorderrein unterbindet. Vielleicht kommt es auch drauf an, wie die Menschen in ihrem Elternhaus an die Politik herangeführt wurden / werden. Früher bei mir, da war Tagesschau abends immer ein muss und wenn man die verpasst wurde, dann halt das heute Journal. Heute ist es halt so, das man durch das Internet eine Fülle von Informationen finden kann. Ob diese seriös sind oder nicht, das kann man in erster Linie nur dann wirklich erahnen, wenn man sich selbst mit Politik ein wenig befasst hat.
Es gibt ein Forum, weiss gar nicht mehr wie das nochmal hiess, hatte ich glaube auch mal hier gepostet, da wird über alles und jeden hergesessen. Es kommt auch drauf an, wie man die Infos für sich verarbeitet. Manche glauben ja, ein Hauptschüler zum Beispiel neigt dazu das er sich nicht sehr mit Politik befassen würde. Da muss ich echt sagen, diese Behauptung ist schier unsinnig, ich bin selbst ehemaliger Hauptschüler und hab von der 7 bis zu 10 Klasse in der Geschichte über das dritte Reich sehr viel gelernt. Kam auch daher weil unser Geschichtslehrer aus der Generation kam, die kurz nach dem krieg geboren wurde und ihm war das Thema sehr wichtig.

Bin bisschen vom Thema abgekommen, obwohl auch wieder auch nicht, weil ich denke das wie gesagt das Elternhaus sehr wichtig ist, wie ein Mensch da erzogen wurde.


RE: Gehört Politik in die virtuellen Welten? - Otto vonOtter - 28.09.2018

Das ist ja sowieso ein Vorurteil, dass Hauptschüler dümmer wären, die hatten nur weniger Zugang zu Bildung.
Genau so, wie es nicht stimmt, dass Rechte dümmer sind oder dass religiöse Menschen dumm sind. Es gibt hochintelligente Menschen, die an den lieben Gott glauben, der vom Himmel herab Menschfrauen befruchtet. Auch eine Theorie, die überhaupt keinen Sinn ergibt.
Man hält aber daran fest, um sich wohl zu fühlen, denn wenn man Atheist wäre, müsste man Angst vor dem Tod haben und wenn man kein Nazi wäre, könnte man sich nicht mehr überlegen fühlen.

Insofern haben solche unlogischen Gedankengebäude i.m.h.o. auch immer viel mit Wohlfühlen zu tun. Die Wahrheit ist ja unbequem. Ich bin z.B. nicht intelligenter als meine türkische Putzfrau, ich kann mich nur besser auf deutsch ausdrücken und hatte es einfacher, mich zu bilden. Wenn ich diese Wahrheit anerkenne, kann ich mich nicht mehr überlegen fühlen und wenn ich ein schwacher Charakter bin, fällt mir das schwer.
Dazu kommt: Ich kann einfach kein Moslem sein, ohne alle Verwandten gegen mich aufzubringen. Man muss ja auch den soziokulturellen Hintergrund betrachten; es ist sau schwer, andere Ansichten als seine Peer Group zu vertreten.
Da kann ich mich jetzt hin stellen und die Frau dumm finden, weil sie glaubt, dass Mohammed den Mond geteilt hat und die NASA das vertuscht, aber ich kann mich auch fragen, wie der Wissenserwerb in bestimmten Subkulturen vonstatten geht.

Und da kommen wir jetzt zum Kernproblem, man lernt in der normalen Mittelschule nicht, wie man wissenschaftlich arbeitet, indem man sich z.B. eine Statistik besorgt oder ein Fachbuch liest, sondern man lernt irgendwas auswendig und bekommt von anderen in seinem Umfeld erzählt, wie die Welt funktioniert. Der Patriarch oder das Cliquenoberhaupt legt einfach die Wahrheit fest. Man kann dann nicht einfach gegen sein komplettes soziales Umfeld rebellieren, sonst verliert man seine Freunde oder seine Familie. Das ist noch eine ganz andere Qualität von "Verlassen der Kuschelzone".

Die meisten Menschen verhalten sich nun mal nicht logisch-analytisch, sondern entscheiden aus dem Bauch heraus und rechtfertigen das im Nachhinein mit irgendwelchen herbeigezerrten Argumenten wie: "Die Evolutionstheorie ist nur eine Theorie, sonst hieße es ja nicht 'Theorie'."
Den Hitler habe ich auch gelesen, auf der Seite 1 steht schon, dass die Juden vernichtet werden müssen und das Buch hatte damals jeder im Schrank stehen. Wen man mal bedenkt, was damals auf dem Spiel stand, wundert es mich, dass überhaupt Leute gegen das Hitler-Regime rebelliert haben.

LG, Otto


RE: Gehört Politik in die virtuellen Welten? - Anachron - 28.09.2018

Danke Otto, dass du hier auf die Unterschiede zwischen Intelligenz, Wissen und Bildung hinweist. Ich denke aber, dass es noch einen anderen Aspekt gibt, der viele daran hindert die traditionellen "Wahrheiten" in Frage zu stellen und nach der tatsächlichen Wirklichkeit zu suchen. Das Motto der Aufklärung:
Sapere Aude! - Habe Mut dich deines Verstandes zu bedienen!
... verlangt nicht nur nach Verstand, sondern eben auch nach Mut, denn nicht selten stellen sich die für felsenfest gehaltenen Wahrheiten als schlichte Vorurteile heraus. Und es erfordert Mut und ist immer schwer, zuzugeben, dass man daneben gelegen hat, dass man sich geirrt hat und dass alles eben doch ganz anders und viel komplizierter ist, als man angenommen hatte.

Ich glaube da liegt zu einem nicht unerheblichen Teil der Grund, warum einige "Bloss keine Politik! Ich will meine Ruhe!" rufen. Man will sich mit der Möglichkeit des eigenen Irrtums gar nicht auseinandersetzen.

Lieber Kopp in den Sand und warten bis die Gefahr vorbei ist ...
[Bild: Fotolia_24857830_Subscription_500px.jpg]



RE: Gehört Politik in die virtuellen Welten? - Otto vonOtter - 28.09.2018

Man kann den Mutlosen nicht unbedingt immer einen Vorwurf machen, denn zwischen Mut und Leichtsinn gibt es einen fließenden Übergang. Es sind schon Leute wegen eines Irokesen-Haarschnitts umgebracht worden oder weil sie kein Kopftuch tragen und nicht heiraten wollten.
Das sind natürlich extreme Beispiele, aber man muss sich an seine Umgebung anpassen, wenn man in einer extremen Umgebung überleben will. Nicht umsonst gibt es Aussteiger-Programme für Rechtsextreme oder radikale Islamisten, weil dieser Personenkreis um sein Leben fürchten muss. (Lustigerweise gibt es auch ein Aussteiger-Programm für Linksextreme, aber da die beim Ausstieg nicht bedroht werden, wird das Programm nicht genutzt.)

Zwischen der akuten Lebensbedrohung und "es passiert gar nichts, wenn ich ab morgen lebe, wie ich will" verläuft ein Kontinuum von Unannehmlichkeiten, welche die positiven Auswirkungen eines eigenen Lebensentwurfs derart überschatten können, dass die "Rebellion" unattraktiv wirkt und der Mut nicht gefasst werden kann. Anders ausgedrückt: Was nutzt es mir, offen homosexuell zu leben in einem Dorf voller Naziskins, die mich dann foltern und umbringen?

LG


RE: Gehört Politik in die virtuellen Welten? - Bogus Curry - 28.09.2018

Ich glaube es kommt auch ein wenig auf den Lebensstandard an. Wenn du einer gesicherten Arbeit nachgehst, also ich meine nicht so Angestellter oder gar Arbeit oder so, sondern eher Manager oder gar ein Boss einer sehr grossen Firma. Da geht dir vielleicht die Politik, soweit es einen nicht betrifft, am Hintern vorbei. Da man doch alles hat, ein Haus, eine Frau, vielleicht noch ein paar Kinder. Warum sollte ich da noch um die Politik mich sorgen ?
Es sei denn, man ist sweit betroffen, wenn man zum beispiel ein AutoHersteller ist, wie VW, dann sehe es anders aus, weil man da schon drauf achten muss was man macht bzw. auch sagt.

Ein typischer Arbeitloser, jedenfalls denkt das doch eigentlich jeder, der sitzt zuhause, hat ein Bier in der Hand und schaut RTL den ganzen Tag. Natürlich schaut er so Sendungen wie "Mitten im Leben" oder Blaulicht Report oder wie die ganzen Sendungen heissen.


RE: Gehört Politik in die virtuellen Welten? - Anachron - 28.09.2018

(28.09.2018, 16:57)Bogus Curry schrieb: ...
Manager oder gar ein Boss einer sehr grossen Firma. Da geht dir vielleicht die Politik, soweit es einen nicht betrifft, am Hintern vorbei. Da man doch alles hat, ein Haus, eine Frau, vielleicht noch ein paar Kinder. Warum sollte ich da noch um die Politik mich sorgen ?
...
au contraire mon frere ... gerade diese Leute kümmern sich um Politik, denn sie haben ja im Gegensatz zu uns auch tatsächlich Einfluss auf die Dinge. Du solltest dir vielleicht mal das Video, dass Barth weiter oben verlinkt hat aufmerksam geben.