Hallo Zusammen,
bei dem Thema Manjaro-Linux meiner Lieblingsdistribution muss ich dann doch etwas schreiben. Es wäre Schade wenn es nicht nach Euren Vorstellungen läuft, und so die Distribution in einem falschen Licht erscheint. Prinzipiell sollte man immer sein Betriebssystem so wählen, daß man seine Aufgaben best möglichst erfüllen kann. So ist das bei mir auf der Arbeit Windows und Manjaro-Linux, und zu Hause nur noch Manjaro-Linux.
Ich wollte eigentlich absolute Ruhe haben, und habe zu Hause erst mit Linux-Mint angefangen, da ich aber Software entwickle, war am Ende Manajaro-Linux mit seinen deutlich aktuelleren Paketen besser geeignet. Ausserdem ist es so leichter, wenn ich mich zu Hause auf Themen für die Arbeit vorbereite.
@Akira:
Das Endeavour habe ich letztens in einer VM ausprobiert. Dabei habe ich den Installer etwas gekitzelt. Heisst, ich habe versucht das Endeavour verteilt auf 2 Festplatten, komplett verschlüsselt und mit dem btrfs als Filesystem zu installieren. Dabei ist der Installer abgestürzt ohne das etwas installiert wurde. Der Installer vom Manjaro-Linux packt das. Das muss für die normale Nutzung nichts bedeuten, aber ich bleibe dann doch lieber beim Manjaro Linux.
Das Manjaro Team selbst geht davon aus, daß Manjaro-Linux für Computerneulinge geeignet ist. Das steht glaube gleich auf der ersten Seite. So allgemein halte ich die Aussage für etwas gewagt. Für Linux-Mint würde ich das dagegen unterschreiben.
https://manjaro.org/
Warum sehe ich das so? Der Grund sind natürlich die Rolling Releases. Diese ermöglichen zwar sehr aktuelle Pakete, aber hin und wieder gibt es doch mal einen Stolperstein. Aber das Ganze jetzt bitte nicht falsch verstehen! Das ist nicht die Regel, und kommt nicht andauernd vor. Um den März rum kommen anscheinend jedes Jahr mal größere Updates, zu der Zeit sollte man aufpassen, ob etwas ungewöhnlich ist.
Aktuell gab es ein Problem mit dem Grub. Ich kann mich an die genaue Fehlermeldung beim Start nicht erinnern. Er mäckelte irgendwas mit der Verschlüsselung oder dem Filesystem an. Gestartet ist das System trotzdem. Zur Lösung mußte man den Befehl "grub-install" ausführen, danach war alles in Ordnung. In Zukunft soll ein Hook bei den Updates das automatisch erledigen. In der Vergangenheit gab es ein Problem mit einem Kernel Minor-Release. Nach dem Update starte der Rechner nicht mehr. Bis ein neues Minor-Release zur Verfügung stand, musste der Kernel auf die bisherige Kernelversion festgezurrt werden. Das geht irgendwie mit dem pacman, das habe ich aber nicht mehr im Kopf. So etwas kam in den 4 Jahren die wir jetzt insgesamt das Manjaro-Linux benutzen nur einmal vor.
Jedenfalls sollte man vor der chroot-Umgebung keine Angst haben, denn solche Probleme lassen sich nur mit deren Hilfe lösen. Anders als bei Linux-Mint gibt es aber beim Manjaro-Linux ein Skript "manjaro-chroot -a", mit dem man recht einfach im Livesystem in die Chroot-Umgebung wechseln kann. Mit der Option -a sucht es selbst nach der Startpartition. Das habe ich aber lange nicht mehr benutzt. Denn ich muss sowieso immer von Hand zuerst die Partitionen entschlüsseln und dann in der richtigen Reihenfolge mounten.
Mit Kernel Major-Releases kann so ein Problem wie mit dem Minor-Release nicht passieren. Anders als beim Arch-Linux heissen die Kernelpakete nicht immer linux-lts und werden grundsätzlich immer mit aktualisiert. (Ok ja, immer die LTS-Kernel benutzen ;-)) Unter Manjaro-Linux heisst der aktuelle LTS-Kernel z.B. linux61. So werden Major-Releases nicht automatisch gewechselt. Dafür gibt es unter Manjaro den Manjaro-Einstellungsmanager als grafisches Tool (wird automatisch mit installiert). Damit kann man einfach neue Kernel nachinstallieren. Danach stehen der alte und der neue Kernel im erweiterten Menü des Grub, und man kann auswählen mit welchen Kernel man starten möchte. Erst wenn man vom neuen Kernel überzeugt ist, kann man den alten Kernel mit dem Manjaro-Einstellungsmanager löschen, dann verschwindet der nautürlich auch aus den Grub-Menüs.
@Bogus:
In der Cinnamon Edition ist der Grub beim Start nicht sichtbar. Wenn man einen neuen Kernel testen will, muß der Grub erst umkonfiguriert werden.
$> nano /etc/default/grub
GRUB_TIMEOUT_STYLE=hidden
auskommentieren:
#GRUB_TIMEOUT_STYLE=hidden
Danach Grub aktualisieren:
$> update-grub
Bei Problemen habe ich bisher jedenfalls immer Hilfe im Manjaro-Linux Forum gefunden.
https://forum.manjaro.org/
Man sollte aber auch über die Nutzung vom Timeshift nachdenken! Nicht als Backup-Programm. "Backups" auf der selben Partition wie das Betriebssystem sind keine Backups, aber man kann sie mit den Wiederherstellungspunkten unter Windows vergleichen. Tritt so ein Problem, wie mit dem Minor-Kernel, auf, kann man damit einfacher auf einen letzten lauffähigen Stand wechseln. Vorsausetzung bei unserem Kernelproblem oben + brtfs als Filesystem ist aber, dass dann das Verzeichnis /boot mit verschlüsselt wurde. Das geht mit dem Manjaro-Installer, denn der grub unterstützt zumindest die LUKS-Verschlüsselung. Die LUKS2 untersatützt er noch nicht komplett, das dauert noch etwas, PAtches dafür gibt es aber schon im AUR-Repository. Timeshift arbeit mit ext4+rsync oder mit btrfs als Filesystem. Ein Snapshot mit btrfs geht deutlich schneller als mit dem rsync und etx4.
So wie Akira geschrieben hat ist der Pacman der Installer für die Standard Repositories. Für Arch-Linux und damit auch für Manjaro-Linux gibt es neben den eigentlich Repositories noch das AUR-Repository. Dafür kann man sich unter Arch-Linux z.B. YAY manuell nachinstallieren. Unter Manjaro-Linux wird dafür automatisch der Pamac installiert. Flatpak ist natürlich auch möglich, das muß aber evnetuell nachinstalliert werden. Mit dem Snap bin ich mir gerade nicht sicher, ob das unterstützt wird. Jedenfalls müssen AUR und Flatpak in der grafischen Oberfläche des Pamac erst aktiviert werden, sonst kann man von dort keine Pakete installieren.
AUR: Dort können User Pakete zur Verfügung stellen. Bei deren Installation sollte man den Gehirnskasten einschalten, damit man sich keine Trojaner ins Haus holt. Der ideale Fall ist, wenn auf der Homepage von Programmen das AUR-Paket mit erwähnt wird, dann weiss man das der Ursprung daran beteiligt ist. Findet man so eine Referenz nicht, sollte man die bestehende Möglichkeit nutzen und während der Installation die Installationsskripte ansehen. Dabei sollte man vor allem die URLs überprüfen, von denen die Ursprungspakete stammen. Des öfteren ist es so, das einfach DEB-Pakete auseinandergenommen und als Archpakete neuzusammengesetzt werden.
Mit dem Gnome als Desktop habe ich keine so guten Erfahrungen gemacht. Mir hat es letztes Jahr, komplett die Oberfläche zerschossen. Das war nichts Schlimmes, es lag nur an Einstellungen die nach einem Update nicht übernommen wurden, man hätte das manuell nacharbeiten können. Vermutlich lag es an Plugins die nicht automatisch mit aktualisiert wurden. Mit dem XFCE und Cinnamon ist mir aber sowas bisher nicht passiert. Cinnamon unterstützt zwar auch Plugins, da brauche ich aber keine zusätzlichen. Die Original-Installation passt so. Ob der XFCE überhaupt Plugins unterstützt? Zu KDE kann ich nichts schreiben, damit habe ich keine praktischen Erfahrungen über eine längere Zeit. Mir erscheint das Qt basierte KDE als zu überfrachtet. Versucht mal GIMP unter dem Raspberry Pi laufen zu lassen, Gimp ist ja GTK(Gnome) basiert wie der Cinnamon. Damit gibt es kein Problem. Krita das Qt-basiert ist, steht für das Raspberry-Pi als Paket nicht automatisch zur Verfügung. Passend zur Prozessor Architektur des Raspiberry Pi's hab ich eine deb-Paket selbst heruntergeladen und manuell installiert. So lahm wie Krita dort lief, wunderte ich mich dann nicht mehr, daß es eigentlich nicht zur Verfügung steht.
Die Frage ob Manjaro-Linux das Richtige ist oder nicht, hängt letztlich nur davon ab, ob man sich auf Linux etwas mehr einlassen möchte oder nicht. Distributionen mit Rolling Releases sehe ich vorallem in der Softwareentwicklung als Vorteil an. Oder allgemeiner als hochaktuelles Werkzeug für etwas erfahrenere Benutzer. Oder für Linuxneulinge die eine steile Lernkurve suchen :-).