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Dritter Virtueller Literaturcon - Die Interviewreihe
#4
Dritter Virtueller Literaturcon - Im Interview: Kirsten Riehl alias Zauselina Rieko

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TK: Hallo Kirsten, schön dass du für mich Zeit gefunden hast. Wir sehen uns nur selten. Die drei Meter zwischen unseren beiden Computern sind ja fast unüberwindlich!

Kirsten: Man sollte sich nicht zu viel in der Realen Welt aufhalten – das könnte zu Virtualitätsferne führen!

TK: Kirsten, du hast die Brennenden Buchstaben gegründet und das vor über einem Jahrzehnt. Wie kam das?

Kirsten:Ich war damals auf der Suche nach interessanten Dingen in Second Life; ich hatte gerade meine ersten Schritte in der virtuellen Welt gemacht, und hatte das Besuchen von Clubs und Tanzveranstaltungen über. Ich war der Meinung, dass man so etwas wie eine Lesung, Buchvorstellung, Literaturrunde ganz leicht in Second Life finden müsste. Ich bin auf vor allem englischsprachige Veranstaltungen aufmerksam geworden, auch italienische (wobei ich leider kein Italienisch verstehe), aber ich konnte nichts Deutschsprachiges finden. Daraufhin wollte ich das selber machen! Das war die Geburtsstunde der Brennenden Buchstaben. Denn was machen Deutsche, wenn sie Projekte planen? Also wenn sie mal keinen Stau bilden.... Na klar! Sie gründen einen Verein.

TK: Viele dieser Projekte schaffen es keine zehn Wochen. Wieso sind es bei den Brennenden jetzt schon mehr als zehn Jahre?

Kirsten:Es gab und gibt viele interessante Projekte in Second Life, aber unser Durchhaltevermögen hat kaum jemand. Spontan fällt mir da nur die virtuelle Bibliothek Pegasus ein, die auch eine jahrelange Tradition hat.


TK: Was tust du gern in Second Life?

Kirsten:Kunstaustellungen besuchen, Sprachen lernen und natürlich an Lesungen teilnehmen oder sie planen.


TK: Sind Lesungen im Cyberspace nicht eigentlich Quatsch?
Kirsten: Lesung ist Lesung. Ob die nun in einer Stadthalle, einem Wohnzimmer, einem Buchladen, im Radio oder eben im Internet stattfindet, ist erst mal nicht wichtig. Wichtig ist, dass Literatur belebt wird, dass sie Unterhaltung oder Diskussionsstoff bietet, dass sie Menschen zusammenbringt. In Second Life kommt natürlich hinzu, dass man den Faktor Optik nutzen kann. Das geht ja sonst nur im Theater, oder man bräuchte eine Örtlichkeit mit viel Platz, um Requisiten und ein Hintergrundbild aufbauen zu können. Deswegen heben sich unsere Lesungen ab von dem, was man sonst unter Lesung kennt.

TK: Was ist deine bevorzugte Lektüre? Welche Bücher liebst du?

Kirsten: Ab und zu lese ich gerne gute Krimis oder Thriller, aber eigentlich sind die Klassiker mein Steckenpferd. Viel Vergnügen bereiten mir die südamerikanischen Schriftsteller*innen, die dem sogenannten Magischen Realismus angehören.

TK: Wen würdest du gern einmal im Cyberspace sehen?

Kirsten: Gabriel Garcia Márquez – aber der ist leider schon vor fünf Jahren verstorben. Ich glaube, Jan Böhmermann würde mir Spaß machen.

TK: Du hast das Kafe KrümelKram gebaut. Überhaupt bastelst du gern in SL. Was sind das für Dinge, die du so baust?

Kirsten: Mein Bautalent hält sich eher in Grenzen. Das können andere besser als ich. Ich denke mir aber gerne solche Projekte aus wie ein Café für Lesungen oder ein ganzes Dorf, in dem kreative Menschen zusammenkommen.

TK: Was hat es mit dem Kreativdorf auf sich?

Kirsten: Das ist ein virtuelles Dorf, in dem kreative Köpfe „leben“. Im echten Leben sind sie natürlich über Europa verstreut, aber wir nutzen das verbindende Element der Virtualität, in der geografische Distanzen keine Rolle spielen.


TK: Wieso heißt dein Avatar eigentlich Zauselina?

Kirsten:Der Name passt am besten zu mir – ich bin so zauselig, wuselig, ein wenig chaotisch, hab´s nicht so mit dem, was man allgemein „die Norm“ nennt. Lieber probiere ich Neues, mache auch mal verrückte Sachen. Und ich bin auch nicht den ganzen Tag nett.

TK: Du kennst den Kueperpunk ja irgendwie näher. Wie ist der so? Also wenn das Mikro mal nicht offen ist?
Kirsten: Oh jetzt wird’s aber persönlich! Ich weiß gar nicht, ob ich mit dir darüber sprechen sollte... Aber er wird sicher nichts dagegen habe.... Mal überlegen... hm... er liest morgens die Bild-Zeitung, aber nur den Sportteil, weil Politik is nich so seins. Er sieht gerne Fußball im TV, interessiert sich für seine Gartenzwerge und die Gartenarbeit, … ach nee … Moment mal, das war ja jemand Anderes. Ich fang noch mal an, ok? Also er ist ein sehr ordentlicher Mensch, pünktlich, gewissenhaft. Er ist rücksichtsvoll, immer bemüht, niemanden vor den Kopf zu stoßen – außer wenn er Nazis wittert,; da kann er auch mal deutlich werden! Wenn er nicht an seinem PC sitzt, um Lesungen vorzubereiten oder durchzuführen, dann sitzt er dort, um selber Geschichten zu schreiben. Die aktuelle Politik kommentiert er gern mit spitzer Zunge, egal ob gerade ein Mikro offen ist oder nicht.

TK: Es gibt die Legende, ihr hättet euch in SL kennengelernt. Stimmt das? Und wie ist das passiert?

Kirsten:Kirsten:Ja das stimmt tatsächlich. Eine gemeinsame Freundin hat uns zusammengebracht. Sie hat den Avatar Kueperunk zu einer Lesung eingeladen, die die Avatarin Zauselina organisiert hat. Literatur war also unser erstes verbindendes Element, und es hat sofort gefunkt.

TK: Welches war die erste Lesung, die du mit Kueperpunk gemacht hast?

Das war 2009 und eine Duo-Krimilesung mit der Autorin Bettina von Cossel und Thorsten Küper.

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TK: Politik in Second Life. Machen politische Aktionen in einem Videospiel Sinn?

Kirsten: Eingefleischte Second-Lifer werden ja immer bestreiten, dass Second Life ein Spiel ist. Natürlich hat es Spielcharakter, aber man kann es eben auch völlig anders nutzen. Es gibt keine zu erreichenden Level, keine Gewinne, keine Ziele, außer man setzt sich selber welche. Und meiner Meinung nach lässt sich Politik nicht vom täglichen Leben trennen. Alles, was auf politischer Ebene beschlossen oder verbockt wird, hat Auswirkungen auf unser Leben und sogar auf das Leben, was noch gar nicht geboren ist. Deswegen sollte man auch niemals die Hände in den Schoß legen, die Wahlbeteiligung verweigern oder das freie Informationsrecht ungenutzt lassen. Politik ist nichts, was man „den Anderen“ überlassen sollte. Jeder und jede hat Mitverantwortung für das, was geschieht. Zumindest den Wahlzettel kann jeder Bundesbürger, jede Bundesbürgerin benutzen. Ich finde, dass wir gerade in einer sehr aufregenden Zeit leben, in der die Weichen für eine Zukunft gestellt werden, die sehr düster aussehen könnte. Damit sie nicht düster wird, muss man sich engagieren. Dazu sollte man jedes Medium nutzen, das sich anbietet, die öffentliche Meinung mitzugestalten. Das ist nicht bloß das Fernsehen – die sozialen Medien bieten viel mehr, und Second Life ist eines dieser sozialen Medien.


TK: Deine allerliebste Veranstaltung der Brennenden Buchstaben in SL. Welche war das?

Kirsten: Das Festival der Liebe war eine tolle Sache, ein Marathonprojekt – Lesungen und Kunstausstellungen über drei Tage. Und Zusammenarbeit mit vielen interessanten Menschen.

TK: Danke, Schatz..äh, Frau Riehl.

Dritter Virtueller Literaturcon:

Samstag, 12.10.2019

18.30-19.00 Eröffnung und Lesung von BukTom Bloch
19.00-19.30 Achim Stößer liest „Quecksilberding“ aus "Rebellion in Sirius City" Retro-SF
19.30-20.00 Jens Gehres liest „Hroswitha Knibbel und die gestohlenen Schokoladenkekse“ aus "Keks-Geschichten" Fantastik Mitleser: Kueperpunk
20.00-20.30 Axel Kruse liest aus "Derolia" Space Opera
20.30-21.00 Galax Giordano liest „Punkolution“ aus "Xeno-punk" Cyberpunk
21.00-21.30 Rael Wissdorf liest aus „Das Vermächtnis des Drachenfürsten“ Fantasy Mitleser: Kueperpunk
21.30-22.00 Judith Vogt liest aus "Wasteland" Science Fiction/Postapokalypse Mitleser: Christian Vogt
22.00.22.30 Tobias Bachmann liest aus "Gynoid" Science Fiction Mitleser: Judith Vogt
22.30-23.00 Konzert mit Psi Quence

Sonntag, 13.10.2019

18.30-19.00 Mike Krzywik-Groß liest aus "Alter Ego" Shadowrun
19.00-19.30 Gabriele Behrend liest „Partition“ aus "Gegen Unendlich 15" Science Fiction
19.30-20.00 Stella Delaney liest aus "Das Leuchten am Rande des Abgrunds" Fantastik
20.00-20.30 Markus Gersting liest aus "Hydorgol 4" Space Opera
20.30-21.00 Uwe Hermann liest aus "Userland - Berlin 2069" Science Fiction Mitleser: Kueperpunk
21.00-21.30 Alvar Borgan liest „Das glühende Auge) aus "Virtuelle Welten" (wo würde diese Lesung besser passen?) Cyberpunk
21.30-22.00 Frederic Brake liest „Das Komprimat“ aus "Schattenzeit" Fantasy Mitleser: Kueperpunk
22.00-22.30 Peter Hohmann liest aus "Dunkle Echos" Fantasy Mitleser:Kueperpunk
22.30-23.00 Konzert mit Torben Asp

Ton über den Discord Kanal der Brennenden Buchstaben: https://discord.gg/P3x79Xw

Und wie immer wird es Live Übertragungen bei Radio-Rote.Dora geben!

http://www.radio-rote-dora.org/

SLURL: https://maps.secondlife.com/secondlife/P.../51/108/22
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RE: Dritter Virtueller Literaturcon - Die Interviewreihe - von Sylvia Koeln - 22.09.2019, 17:35
RE: Dritter Virtueller Literaturcon - Die Interviewreihe - von kueperpunk - 28.09.2019, 13:58

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