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Infos zu Freifunk
#21
Toll beschrieben, Mareta. Ein Thema das bei der heutigen Gefährdung der Netzneutralität und der Double Payment Strategien gewisser Provider auch wieder an Aktualität gewinnt.

Openwireless war bei uns in St. Gallen vor rund 10 Jahren ein ernst zu nehmendes Thema, das in breiten Kreisen für Aufmerksamkeit sorgte, aber irgendwie ist es in eine Sackgasse geraten. Als ich vor ein paar Jahren hier her gezogen bin und mich danach erkundigte ist es mir nicht gelungen Kontakte zu knüpfen.
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#22
Hallo zusammen ;D

Scheint so als würde Freifunk immer beliebter ;D
https://www.heise.de/ct/artikel/Freifunk...83759.html

Für mich eine sehr gute Alternative zu dem eigentlichen Internet ;D

Bitte von gut oder böse Freifunk Diskussionen absehen, danke ;D
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Have a nice Day ;D

>> am 14.03.24 um 20 Uhr in Uwes Bar

Tschöö

Bogus | PinguinsReisen.de | M: @gse@norden.social
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#23
Ich dachte eigentlich das man jeden Router als FreifunkRouter benutzen kann ? Hmm ... Ich hatte eigentlich vor meinen jetzigen Router als Freifunk Router in Stand zu setzen. Da ich mir einen neuen zulegen wollte. Aber durch diesen Artikel bin ich ein wenig verwirrt ...
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>> am 14.03.24 um 20 Uhr in Uwes Bar

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Bogus | PinguinsReisen.de | M: @gse@norden.social
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#24
Es können nur Router verwendet werden, wo es OpenWRT für gibt. Leider sind fast alle Hersteller nicht kooperativ, also muss erst jemand einen Weg finden, der Original-Firmware ein "Update" unterzuschieben. Außerdem müssen an OpenWRT noch Anpassungen für die jeweilige Community gemacht werden. Dafür bieten die Communities fertig präparierte Freifunk-Firmware an, wegen des Arbeitsaufwands für die Programmierer allerdings auch nur für ein paar ausgewählte Routermodelle. Es gibt also pro Community nur wenige Router, die verwendet werden können.

Außerdem haben die Router, mit denen Privathaushalte über ihren Provider ans Internet kommen, spezielle Ergänzungen für DSL oder Kabel-Internet. Selbst wenn man zufällig einen für Freifunk tauglichen Router hätte, käme der nach dem Firmware-Flashen nicht mehr ans Internet des eigenen Providers ran. Es läüft also immer auf eine Reihenschaltung hinaus: Der Router, der die Wohnung ans Internet bringt, bleibt unangetastet. An einer Client-Buchse (LAN) hängt der Freifunkrouter mit seiner WAN-Buchse.

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Anmerkung: Man hat dann auch zwei Netzwerke. An den Client-Buchsen des Provider-Routers ist das vom Provider zur Verfügung gestellte Netz (IP des Providers), an den Client-Buchsen des Freifunk-Routers ist das von Freifunk zur Verfügung gestellte Netz (IP eines Freifunk-Gateways).
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#25
Hallo Mareta,

meine Dank für die Eröffnung des spannenden Threads und Deine Infos
und auch an all den anderen Teilnehmern für Ihre Informationen zum Thema.
In meiner Heimatstadt München gibt es auch ein Freifunknetz.
https://ffmuc.net/
https://map.ffmuc.net/#!/de/map
https://www.freifunk-karte.de/
Lese gerade verschiedene Infos zu Freifunk (Wikipedia,wiki.freifunk.net).
Auch in Youtube gibt es interessante Videos hierzu.

Besonders folgende Themen finde ich im Moment spannend:

1) Eigene Top-Level-Domains, die nur innerhalb der Freifunknetze erreich bar sind.
Eigene DNS-Server.

2) Eigene Dienste innerhalb der Freifunknetze (Webserver,Suchmaschinen,Mailserver usw.).

3) Rechtliche Aspekte wie Störerhaftung, Providerprivileg des Freifunkvereins.
Wohin bauen die Gateway ihre Verbindungen ins Internet auf?
Ggf. in ein Land ohne Gesetz analog zur "Störerhaftung" in Deutschland.
Obwohl dieses angeblich nun entschärft wurde.

4) Hardware:
Der billigste und der leistungsfähigste WLAN-Router auf dem die Freifunksoftware eingespielt werden kann.
Es kommen Router mit OpenWrt zum Einsatz.
Darf die Freifunksoftware auf diesen Routern betrieben werden (Funkgeräterichtlinie 2014/53 der EU) oder,
krass gesagt, steht man mit einem Bein im Gefängnis?

5) Anschluss eines Freifunkrouters an das Heimnetz. Meine Fritzbox hat ja auch einen LAN-Anschluss für ein Gastnetz.

6) Politische Aspekte. Das Internet wird aus vielerlei Gründen in einigen Bereichen der Welt reguliert oder sogar abgeriegelt.
Kann Freifunk eine Alternative sein?
- Grate Firewall of China
- Versuch der ägyptischen Regierung 2011 durch abschalten des Internets im Lande einen aufkeimenden Aufstand zu verhindern.
- Gefährdung der Netzneutralität durch große Telekommunikationsunternehmen

Momentan hat das Freifunknetz noch große Lücken hier.
Bin mir aber sicher, wenn das Freifunknetz populärer wird, dass das auch eingeschränkt wird.

Auf weitere Beiträge bin ich gespannt.

LG Data
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#26
Einige experimentieren hier in Freifunk Franken mit speziell angepasster Firmware, die wir "Dezentrales Gateway" nennen. Dann läuft auf einer Kiste OpenWRT plus eigenes DHCP plus Wireguard plus Babel. Sowas wäre auf der vorgeschlagenen Kiste möglich (muss halt jemand machen). Mit einem derartigen Setup braucht man nur 1-2 Peerings zu irgendwelchen weiteren Freifunk-Gateways und ist unabhängig von der Community-Firmware.

Ich habe derzeit einen TP-LINK TL-WR1043N im Rennen, mit abgeschaltetem WLAN. Der hängt in einem Client-Port vom Kabel-Deutschland-Router und macht Richtung Internet Wireguard/Babel, Richtung LAN vergibt er die IP-Adressen für die Clients. WLAN ist bei dem Router abgeschaltet. Dahinter hängt am Client-Port ein Ubiquiti Unifi AC-Mesh mit Original-Firmware, der deshalb auf 5 GHz im Freien senden darf, sogar mit größerer Leistung. (Er darf Frequenzen benutzen, wo auch Radar unterwegs sein könnte.) Über Luft ist dann noch ein zweiter Router im Pfarrheim angebunden, auch mit proprietärer Firmware, ein Ubiquiti UAP.

Die beiden Router mit proprietärer Firmware werden derzeit vom Freifunk-Monitoring nicht gesehen.
https://monitoring.freifunk-franken.de/mac/704f57af0f64

Für den Ubiquiti Unifi AC-Mesh gibt es Freifunk Franken Firmware, den könnte ich also auch direkt mit Freifunk-Firmware betreiben. Dann allerdings im Freien nur mit 2,4 GHz, und die Verbindung zu "fff-gw-fo-stadt" (blaue Linie) wäre dann deutlich schlechter. Sie ist jetzt im Upload besser als was mein Kabel-Deutschland Vertrag hergibt, ca. 8-10 MBit statt 2.

Die Peerings zu "fff_gw_fo1" und "fff_gw_fo1" gehen übrigens zu meinen Community-Gateways in einem Nürnberger Rechenzentrum, unter "Neighbours" sind dann die weiteren Peerings. So bildet sich dann im Backbone ein Freifunkeigenes Netzwerk.
http://fff-gw-fo1.hyperweb.eu
http://fff-gw-fo2.hyperweb.eu

Dies ist eine Spezialvariante, womit das Backbone-Netz bis in meine Küche reicht und dann sogar weiter durch die Luft (blaue Linie). Die meisten Freifunker benutzen auch hier in Franken eine vorbereitete Community-Firmware und bekommen ihre IPs dann von einem Gateway im Rechenzentrum zugeteilt. Das ist ja auch die Hauptaufgabe von fff_gw_fo1 und fff_gw_fo1, nämlich Gräfenberg, Ebermannstadt, Forchheim, Röttenbach, Adelsdorf und Höchstadt zu versorgen.
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#27
Hallo Data,

in München gibt es eine aktive Community, da geht bestimmt was! Smile

Da wir ein eigenes Internet betreiben, gibt es entsprechend intern alle Top-Level-Dienste wie Domains, DNS usw. In Franken haben viele schon echte statische öffentliche IPv6-Adressen, das ist derzeit eins unserer Experimentierfelder. Ich kann auf meinen Community-Gateways jetzt so viele öffentliche IPv6 Adressen zuteilen, dass das ganze IPv4 Internet da 65536 mal reinpassen würde. (Sollte für einige Franken reichen... Big Grin )

Ein paar Fragen kann ich spontan beantworten:

> Rechtliche Aspekte wie Störerhaftung, Providerprivileg des Freifunkvereins.
> Wohin bauen die Gateway ihre Verbindungen ins Internet auf?
> Ggf. in ein Land ohne Gesetz analog zur "Störerhaftung" in Deutschland.

Wer einfach nur einen Freifunk-Router aufstellt, tunnelt zu einem Freifunk-Gateway und muss sich darüber keinen Kopf machen. Irgendwer muss natürlich dann Community-Gateways betreiben, die einen Exit ins Internet machen. Meine beiden Community-Gateways machen IPv4-Exit über die schwedische Firma "Mullvad", die keine Kundendaten speichert und auch sonst nichts. Vom Internet aus sieht "mein" Freifunk-Traffic also die IP von Mullvad, nicht die IP von Hetzner. Den IPv6 Traffic leite ich zu einem anderen Community-Gateway weiter, das von einem Verein betrieben wird: Der Vereinssitz ist eine Gaststätte, wenn da die Polizei alle Computer beschlagnahmt ist das nicht so blöd wie in einer Privatwohnung. Die reichlichen IPv6 Adressen bekommt der Verein von den Regensburger Zwiebelfreunden im Tausch gegen eine Mindestmenge TOR-Exit.
Rechtlich: Die Störerhaftung ist gekippt. Wenn die Polizei einen Verbrecher sucht, machen sie trotzdem erst mal eine Hausdurchsuchung und beschlagnahmen ggf. die Hardware, wenn die IP-Adresse auf eine Privatperson gemeldet ist. Unschön, weshalb ich weiterhin eine Anonymisierung zwischenschalte. Bei mir geht es aber auch um ca. 20 TB im Monat von Tausenden Fremden, da ist also rein statistisch gesehen immer auch Illegales bei.

> Der billigste und der leistungsfähigste WLAN-Router auf dem die Freifunksoftware eingespielt werden kann.
Das hängt von der jeweiligen Freifunk-Community ab, was die gerade mit ihrer Firmware unterstützen. Wenn man selber Firmware machen will, geht theoretisch jeder Router, der OpenWRT kann. Aber das ist echt viel Arbeit sowohl was die Lernkurve betrifft als auch das Scripten und Testen.

> Darf die Freifunksoftware auf diesen Routern betrieben werden (Funkgeräterichtlinie 2014/53 der EU)?
Auf 2,4 GHz mit 100 mW auf den Kanälen 1-13 ja. Auf 5 GHz mit 100 mW nur innerhalb geschlossener Räume auf bestimmten Kanälen. Wenn man Richtantennen verwendet, muss man die Sendeleistung entsprechend reduzieren.

> Anschluss eines Freifunkrouters an das Heimnetz. Meine Fritzbox hat ja auch einen LAN-Anschluss für ein Gastnetz.
Solange keine Firewall irgendwas wichtiges blockiert, ist egal woraus das Heimnetz besteht. "Gastnetz" liest sich jetzt wie "arg eingeschränkt", ich würde eine normale LAN Buchse wählen. Wichtig ist, nur den WAN Port des Freifunkrouters mit dem eigenen Hausnetz zu verbinden.

> Politische Aspekte. Das Internet wird aus vielerlei Gründen in einigen Bereichen der Welt reguliert oder sogar abgeriegelt. Kann Freifunk eine Alternative sein?
Ich denke, nein. Wenn eine Regierung das Internet blockieren will, wird sie Freifunk schlicht verbieten.

> Gefährdung der Netzneutralität durch große Telekommunikationsunternehmen.
Es gibt wenige Standorte, die direkten Zugang zum Internet haben. Mit 100 mW Backbone-Netz im Richtfunk zu machen kommt bald an seine Grenzen. Ein paar vereinzelte Verbindungen in Nürnberg und Fürth gibt es, wo Firmen überschüssige Glasfaser spendiert haben. Meistens aber geht das Backbone-Netz getunnelt durch Leitungen der großen Telekommunikationsunternehmen.

Liebe Grüße,
Mareta
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