04.02.2017, 22:11
Vor einigen Wochen, kurz nachdem wir unser "Manifest" öffentlich machten, bekam ich folgende Mail, die ich auch, wie ihr dem Inhalt entnehmen könnt weitergeben darf. Da sie mich sehr betroffen machte, habe ich bisher davor Abstand genommen...
Was hat das denn nun mit dieem Thread zu tun, werden einige sich fragen?
Dann schaut mal: AfD und NS-Gedenken
Und ich soll dann trennen? Zudem wenn sich ein Befürworter dieser Partei in einem Grid tummelt?
Sorry,..da muss ich kotzen...
Zitat:Liebe Dorena, bitte überlege dir gut ob du das lesen möchtest, die Geschichte ist sehr traurig.
Weihnachten 1939 starb mein Großvater im KZ Sachsenhausen/Oranienburg im Alter von 46 Jahren. Mit ihm zusammen starben mehr als 20 weitere Häftlinge am selben Tag, diese wurden in einem Güterwaggon nach Berlin, Friedhof Baumschulenweg, transportiert, dort eingeäschert und in einem Sammelgrab beseitigt. Es war ein harter Winter, und zusätzlich zu den Demütigungen durch das Aufsichtspersonal machte sich die SS ein Vergnügen daraus, die Häftlinge mit gefrorener Suppe und verfaultem Gemüse zu schikanieren, und das bei schwerster Arbeit im Klinkerwerk, in dem Baumaterial für die geplante Reichshauptstadt und ebenso Material zur Kriegsvorbereitung hergestellt wurde.
Seit Juni 1938 war mein Großvater inhaftiert. Über zwei Wochen gab es in der 2. Junihälfte eine Verhaftungsaktion, die ASO-Aktion hieß. Was ist damit auf sich hatte, ist im Anhang zu lesen (2 Seiten aus dem Buch von Harry Naujoks). Da zu der Zeit die Bürokratie noch gut funktionierte, bekamen die Angehörigen der Verhafteten eine Nachricht. Es gab im Prinzip die Möglichkeit, ihre Verwandten z.B. mit Geld zu versorgen oder sogar zu befreien mit entsprechendem Engagement. Mein Großvater hatte dieses Glück nicht. Seine Angehörigen haben sich für ihn geschämt, denn die Hintergründe waren ihnen nicht bekannt. Auch nach 1945 gab es in der Hinsicht keine Veränderung oder Rehabilitierung. Schlimmer noch, mein Großvater wurde totgeschwiegen.
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Um 2011 herum sind meine Eltern gestorben. Bei mir landeten (erst 2013) viele Umzugskartons mit Fotos und Papieren. Diese mussten geprüft und sortiert werden, was ich erst 2014 richtig anfangen konnte, als ich mich dafür entschieden hatte, etwas früher aus dem Beruf zu gehen. Unter den Papieren fand ich ein Blatt mit dem Hinweis auf den Tod des Großvaters. Daraufhin habe ich meine Recherche begonnen, ich bekam Unterlagen aus Bad Arolsen und aus Sachsenhausen direkt. Inzwischen gibt es auch Bücher, in denen ehemalige Häftlinge ihre Erinnerungen aufgezeichnet haben. In meinem ganzen Leben habe ich nicht so viel geheult wie in der Zeit, als ich diese Dokumentationen gelesen habe.
Nun brauchte ich einen Weg, damit umzugehen. Kurz zusammen gefasst: ein halbes Jahr lang habe ich fast sämtliche Angehörige aufgetrieben, die aus der Familie mütterlicherseits noch leben. Im Mai 2016 haben wir uns getroffen, also fast alle aus meiner Generation. Daraus hervorgegangen ist der Plan, zur Mahnung und Erinnerung ein Gedenkzeichen zu beantragen, das nun Mitte 2017 auf dem KZ-Gelände in Sachsenhausen aufgestellt und eingeweiht werden soll.
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Was es für mich direkt bedeutet, kann man wohl kaum richtig beschreiben. Tatsache ist, dass ich erleben konnte, dass es Dinge gibt, die etwas mit einem machen. Es gibt inzwischen auch Bücher über traumatisierte Nachkriegskinder, das sind auch Flüchtlingskinder. Kinder, die mit dem Trauma der Eltern leben müssen, aber nicht verstehen, was sich eigentlich dahinter verbirgt. Kurz gesagt: ich war dadurch kein fröhliches Kind, und Albträume kann ich jetzt erst richtig deuten. Als ich mit 18 mein Zuhause verlassen habe, das niemals auch Heimat wurde, habe ich ein neues Leben, ein fröhliches Leben, angefangen…
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Ich wünsche allen Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, alle nur mögliche Hilfe, dass sie und ihre Kinder in die Lage versetzt werden, ein fröhliches und glückliches Leben führen zu dürfen, ohne Traumata.
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So, das ist jetzt eigentlich nur im Telegrammstil geschrieben, es gibt noch viele verstörende Details in den Randbereichen. Du darfst GERNE anderen davon erzählen, denn im Grunde geht es auch darum, verständlich zu machen, dass auch nach zwei Generationen noch nicht alles wieder gut ist. Und dass man da, wo es möglich ist, entgegenwirken muss, sodass sich solche Geschichten nicht wiederholen. Und dass es traurig ist, dass die Menschen nichts dazu gelernt haben. Ich möchte nur nicht öffentlich darüber schreiben, weil alles sehr persönlich ist und wir uns in unserer Familie einig sind, dass wir unseren Eltern und Großeltern keine Vorwürfe machen wollen. Wer weiß, wie wir selbst uns verhalten hätten. Leider.
Was hat das denn nun mit dieem Thread zu tun, werden einige sich fragen?
Dann schaut mal: AfD und NS-Gedenken
Und ich soll dann trennen? Zudem wenn sich ein Befürworter dieser Partei in einem Grid tummelt?
Sorry,..da muss ich kotzen...