05.09.2018, 14:08
(05.09.2018, 10:58)Anachron schrieb: Ich glaube nicht, dass der Neofaschismus im Osten eine Initialzündung aus dem Westen benötigt hätte.
Du glaubst es nicht und ich weiß es, denn ich war dabei, als diese Arschgeigen aus dem Westen systematisch die Ost-Jugendclubs abgeklappert haben, um Anhänger zu finden.
Es gab in der DDR zeit ihres Bestehens nur ein einziges Regierungsmitglied, das in der NSDAP gewesen war und keinen einzigen Lehrer oder Beamten. Karl Dönitz hat uns nicht unkommentiert im Geschichtsunterricht besucht.
Es gab in der DDR auch keine organisierte rechtsradikale Bewegung oder gar Parteien und der Herr Kühnen, der 1990 den Arbeitsplan Ost verfasst hat, war auch kein DDR-Bürger.
(05.09.2018, 10:58)Anachron schrieb: Sicher ist es richtig, dass der Westen nie wirklich vollständig entnazifiziert wurde, aber dafür hat sich im Osten der Faschismus der Nazionalsozialisten letztendlich im "realexistierenden Sozialismus" des Stasi-Staates perpetuiert. In beiden Regimen war der Sozialismus nur nominal und der Faschismus griff strukturell in alle Lebensbereiche ein. (War nicht die FDJ kaum etwas Anderes als eine chemisch gereinigte HJ?)
Du glaubst gar nicht, wie mich diese Relavierungen ankotzen. In der DDR wurden keine 6 Millionen Juden vergast, Wehrdienstverweigerer wurden nicht an die Wand gestellt und uns wurde in der FDJ nicht erzählt, dass wir Herrenmenschen seien, sondern, dass jeder Mensch so viel wert ist der oder die andere. Uns wurde nicht eingebleut, dass Krieg geil sei, sondern dass um jeden Preis der Frieden erhalten werden muss und sich die Ereignisse nicht wiederholen dürfen.
Wer die DDR mit dem Naziregime vergleicht, macht aus Hitler einen kuschligen Pionierleiter. Hundert Leute, die an der Mauer gestorben sind - auf eigenes Risiko - mit 50 Millionen Kriegstoten zu vergleichen, geht nicht, weil sich allein durch de Quantität eine neue Qualität ergibt.
Dass ein Staat mit Einparteiensystem eine ähnliche Struktur aufweist wie ein anderer mit Einparteiensystem (zumal beide Parteien in der deutschen Arbeiterbewegung mit den klassischen Kinder- und Jugendorganisationen verwurzelt sind) ist völlig logisch. Struktur ist aber nicht Inhalt! Spanien ist auch nicht Saudi-Arabien, nur weil beides Königreiche sind.
(05.09.2018, 12:31)Klarabella Karamell schrieb: Ich denke schon, dass an allen vorgebrachten Argumenten was dran ist, aber ich glaube auch, sie greifen allesamt zu kurz. Denn wenn man sich umschaut, ist das Wiedererstarken von Nationalismus, Rassismus und Egoismus kein deutsches, sondern eher ein globales Phänomen. Schlicht gesagt, anscheinend ist allen Eseln zu wohl und sie treffen sich auf dem Eis zum Tanzen... Die Frage ist, lässt sich eine sich anbahnende Katastrophe vermeiden? Die Geschichte lässt da wenig Hoffnung...
Es ist ein europäisches Phänomen und da darf man gerne die Türkei und Russland zu Europa dazu zählen. Die Leute sind noch nicht reif für Europa, das macht ihnen Angst. Und wenn wir mal ehrlich sind, dann nützen die Vereinigten Staaten von Europa vor allem den multinationalen Konzernen durch den Wegfall von Zöllen und einem einheitlichen europäischen Handelsrecht sowie den Steuergesetzen. Dem Franzosen oder Polen nutzt das gar nichts, außer dass er zwei Regierungen durchfüttern muss. Klar geht da das Wahlverhalten Richtung national.
LG, Otto
Eine Demokratie kann ein paar Nazis aushalten. Aber eine Diktatur kann keine Demokraten aushalten.